Mjasischtschew WM-T “Atlant”

Bausatz: Amodel            M: 1/72

Da dieser Flugzeugtyp vielleicht nicht ganz so bekannt ist, möchte ich zuerst einige Worte zum Vorbild verlieren. Die Mjasischtschew WM-T “Atlant” wurde im Rahmen des sowjetischen “Buran”-Raumfährenprogramms zum Transport von Wasserstoff- und Sauerstofftank der “Energija”-Trägerrakete sowie der “Buran”-Raumfähre vom Herstellungsort nach Baikonur entwickelt.
Die WM-T entstand durch Umbau aus dem strategischen Bomber 3M. Dabei wurden zusätzliche und verstärkte Spanten und Beplankungen sowie stärkere Triebwerke eingebaut und ein völlig neu entwickeltes Rumpfheck mit dem riesigen Endscheibenleitwerk angesetzt. Es wurden 3 Maschinen gebaut, wovon eine Zelle statischen Tests diente. Der Erstflug erfolgte 1980, der erste Flug mit Außenlast fand 1982 statt. Die ursprüngliche Typenbezeichnung 3M-T wurde später zu Ehren des 1978 verstorbenen Generalkonstrukteurs Wladimir Mjasischtschew in WM-T geändert. Insgesamt flogen die beiden “Atlant” 150 Einsätze. (Quelle: FLIEGER REVUE 7/95)

Der Preis dieses Bausatzes ist eigentlich der blanke Wahnsinn. (Wie bekloppt bin ich eigentlich?) Dafür bekommt man einen platzraubenden Exoten und reichlich Gelegenheit seine Fähigkeiten im Spachteln und Schleifen zu vervollkommnen.
Typisch für die Großbausätze von Amodel sind die laminierten Hauptbauteile. Im Fall der WM-T sind das der Rumpf ohne Cockpit, das Leitwerk, die Tragflächen und der “Energija”-Wasserstofftank als Außenlast. Die Spritzgußteile benötigen, ebenfalls typisch Amodel, etwas Nacharbeit. Die Gravuren sind überwiegend sehr fein ausgeführt. Die Qualität der laminierten Teile ist allgemein recht ordentlich, allerdings ist die Verbindung zwischen äußerer Feinschicht und Glasfasermatte nicht immer gegeben, wodurch manche Luftlöcher plötzlich zu Kratern mutieren.

Die größte Herausforderung beim Bau dieses doch recht sperrigen Modells war für mich jedoch das Handling in meiner nur 2,25 m²  “großen” Bastelecke, was auch einen zwischenzeitlichen Absturz mit abgebrochenem Bugteil und Leitwerk zur Folge hatte.

Die Arbeitsplätze der Besatzung wurden mit etwas Farbe und ein paar zusätzlichen Kleinteilen gestaltet. In die Bugspitze wurde ein zusätzliches kleines Fenster eingearbeitet. Da die Kanzelverglasung einige falsch gravierte Streben aufweist und außerdem schlecht paßt, habe ich mir eine neue Haube gezogen. Die Beule unterhalb der Funkerleiter muß entfernt werden, ein diesbezüglicher Hinweis in der Bauanleitung fehlt.

Die Fahrwerksschächte sind sehr schön detailliert, wenn auch nicht hundertprozentig korrekt. Das in der Bauanleitung gezeigte Einführen der Grundbaugruppe des hinteren Fahrwerksschachts von vorn durch die gesamte Rumpfröhre hielt ich anfangs allerdings für nicht durchführbar. Nachdem der Rumpf von innen etwas versäubert war, klappte das Ganze aber problemlos. Mühsam war dann jedoch das Ausrichten dieser Baugruppe und das Einfügen der Seitenwände. Auch das Einsetzen des vorderen Fahrwersschachtes funktionierte so. Die Fahrwerke sind ebenfalls sehr aufwendig gestaltet, wobei jedoch das Säubern der Teile bei solchen Bausätzen immer etwas schwierig ist. Um sicherzustellen, daß die Räder am Ende ordentlich aufsetzen habe ich die Wagenfahrwerke beweglich gemacht. Das hintere Fahrwerk wurde außerdem um insgesamt 2 mm gekürzt bzw. tiefer eingebaut, um eine korrekte Lage des Rumpfes zu erreichen. Die Räder sind besonders schlecht abgespritzt. Immerhin hat hier Amodel noch einen zusätzlichen Spritzling beigelegt, da mehrere Teile beim besten Willen nicht zu gebrauchen sind. In die Reifen wurde ein Rillenprofil eingraviert.

Vorsicht beim Ansetzen des Bugteils, die Klebenaht am Rumpf ist nicht mittig.
Am Rumpf mußte besonders im Bereich der Naht, der Fahrwerksschächte und des Übergangs zum Bugteil gespachtelt werden.
Die Lufthutzen am Mittelrumpf sind deutlich zu kurz (ca. 4 mm) und werden nicht längs zum Rumpf, sondern parallel zu den Triebwerksverkleidungen ausgerichtet.

An den Tragflächen müssen, wie am Rumpf, besonders die Klebenähte überarbeitet werden. Die Hinterkanten sind im Lieferzustand ca. 1,5 mm dick. Die Querruder sind als separate Teile gefertigt, die Landeklappen leider nicht. Hier habe ich also die Säge angesetzt. Bei der Herstellung der Klappen fiel auf, daß sie eigentlich zu dick sind. Der Grund ist die falsche Dicke der Flügel, diese müßte bis zum inneren Grenzschichtzaun viel stärker abnehmen. Auf eine Änderung habe ich verzichtet, weil zu diesem Zeitpunkt die Einbauten in der Tragfläche schon fest verklebt waren. Allerdings waren damit nun die Querruder zu dünn und ich habe deshalb zumindest den Außenflügel aufgesägt und schlanker gemacht.

Der hintere Teil der Triebwerke samt Schubdüsen ist völlig falsch wiedergegeben, will man sich hier den Aufwand der Eigenherstellung ersparen kann man allerdings die optionalen Verschlußdeckel verwenden.

Die Streben der Stützräder habe ich allesamt um 3 mm gekürzt bzw. neu hergestellt, da sie sonst in einem falschen Winkel stehen. Die Strömungskörper wurden 1 mm verbreitert, die Ausschnitte für das Stützfahrwerk geändert, die Klappen neu gefertigt und letztendlich wurde das Ganze in einem anderen Winkel an die Tragflächenenden geklebt, da die vorderen Stützradklappen im Stand fast waagerecht liegen.

Die Leitwerksteile waren ziemlich wellig und unterschiedlich dick. Hier wurden die gröbsten Beulen beseitigt, die Kanten dünner geschliffen, sämtliche Ruder herausgetrennt und mit neu gefertigten Scharnieren ausgelenkt wieder angebracht. Die Übergänge zum Rumpf passen, wie auch bei den Tragflächen, ziemlich schlecht. Am Flügel/Rumpfübergang ist das besonders unangenehm, da hier Spachteln und Schleifen durch die Triebwerke erschwert werden.

Die Außenlast weist einen Fugenversatz und sehr viele Lufteinschlüsse in der Naht auf. Ich habe einige Gravuren geändert und ergänzt, 4 neue Lufthutzen hergestellt und die Positionen der Verkleidungsbeulen abgeändert, da die angegebenen Maße zum Teil falsch sind. Auch die gesamten Befestigungsstreben wurden neu gefertigt.

Nach einer hellgrauen Grundierung wurden die später weißen Bereiche mit Dunkelgrau und der Rest mit Schwarz vorschattiert. Der Wasserstofftank erhielt einen fleckigen Farbauftrag mit Braun und eine Endlackierung mit einem gelblich abgetönten Weiß. Das für Unterseite und Tragflügel in der Bauanleitung genannte Grau erschien mir viel zu hell, deshalb habe ich mich nach Vorbildfotos für Xtracolor 136 entschieden.
Die Abziehbilder lassen sich mit reichlich Weichmacher gut verarbeiten. Allerdings sind die Zierstreifen zu kurz oder fehlen ganz (Verkleidungsbeulen am Hinterrumpf), sie lassen sich aber vom beiliegenden Reservebogen relativ problemlos ergänzen.
Auch der “Aeroflot”-Schriftzug ist viel zu kurz geraten.

Nach dem Vergleich der Bauanleitung mit Vorbildfotos wurden einige Kleinteile geändert oder neu hergestellt und manche auch weggelassen.

Wolfram Witschel

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